Eschelju ist ganz einfach vom Himmel gefallen. So hat es ihm jedenfalls Osiris erzählt. Osiris ist ein kleiner kluger Schmetterling. Eschelju verbringt bei ihm seine erste Lebenszeit. Da Eschelju wissen möchte, wer er wirklich ist, beschließt er sich auf die Suche nach seinen Eltern zu begeben.
Eschelju lernt Tiere wie den Hasen Erpf Erdfell, die Spatzenschwestern, die Spinnenkönigin Aura und den Fuchs Regin kennen. Das Taubenschwänzchen Dienmut begleitet ihn.
Dabei erlebt er auch das eine oder andere Abenteuer.
Mit vielen schwarz-weiß Abbildungen
Mit zahlreichen bunten Abbildungen
Die oben angeführten Preise beziehen sich auf Deutschland.
Das Buch ist auch über Amazon oder im Buchhandel erhältlich.
Im Saal der Erinnerungen (Vorwort)
Am Spiegelteich
Bei Erpf Erdfell
Eine abenteuerliche Zeit
Landkarte
Was ich euch noch sagen möchte
Hier findet ihr das Kapitel "Eschelju und Osiris".
Eschelju steckte den Kopf aus seiner Wildrosenblüte und sah sich neugierig um. „Guten Morgen!“ rief ihm ein blauer Schmetterling zu, der etwas oberhalb auf einem Zweig saß und sich sonnte. „So struppig, wie du aussiehst, hast du bestimmt gut geschlafen!“
Der kleine Junge strich sich mit den Fingern durch die hellen Haare.
„Guten Morgen auch, Osiris!“ grüßte er fröhlich und flog dann zu dem Schmetterling.
Dieser deutete auf das muntere Insektentreiben auf der Blumenwiese. „Da unten ist ja ganz schön viel los.“ Escheljus Augen blitzten unternehmungslustig auf. „Ah“, rief er, „da bin ich gleich mit dabei!“
„Halt, halt, nicht so ungeduldig! Zuerst wird gegessen, danach wird gelernt, und dann kannst du spielen!“ Eschelju schnalzte mit der Zunge. „Ei ja, essen ist gut“, sagte er und folgte dem Schmetterling, der eine duftende Blume ansteuerte.
„Und wo ist dein Trinkhalm?“ fragte Osiris, als der Junge neben ihm landete. „Ui, den habe ich vergessen.“ Gleich darauf war Eschelju mit seinem Halm zurück.
„Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Flügeln“, bemerkte der Schmetterling trocken. Eschelju aber saugte unbeeindruckt süßen Nektar aus der Blüte.
„So, jetzt beginnt der Flugunterricht“, sagte Osiris gleich nach dem Frühstück, „wir werden schnell und langsam fliegen, schwirren und schweben. Vor allem das Schweben ist schwierig. Das musst du noch gut üben. Also, los geht es!“
Als sie später wieder in den Wildrosenstrauch zurückgekehrt waren, lobte Osiris seinen Schüler: „Du bist wirklich sehr eifrig bei der Sache und hast große Fortschritte gemacht.“ Da freute sich Eschelju. „Dann kann ich ja bald über den Spiegelteich fliegen!“
„Wozu soll das denn gut sein?“ wollte der Schmetterling wissen. „Flieg' doch einfach rundherum. Wenn du zu knapp am Wasser fliegst, könnten deine Flügel nass werden. Dann kannst du nicht mehr weiterfliegen und stürzt ab.“
„Ich will den Teich aber von oben sehen“, beharrte Eschelju. „Das ist doch so ein schöner Teich!“
„Du bist ein unverbesserlicher Romantiker“, meinte Osiris. „Ich werde nun jedenfalls ein kleines Nickerchen machen.“
Eschelju aber ließ seinen Blick zum Spiegelteich schweifen.
Dieser befand sich mitten in der Wiese. Zwei Lärchen standen an seinem Ufer, und zwischen Gräsern und Blumen sprudelte eine klare Quelle hervor.
Es war ein sehr geheimnisvoller Teich, denn er sah immer anders aus. An ruhigen Sonnentagen beispielsweise war er so blau wie der Himmel, und es spiegelten sich die umliegenden Berge darin. Strich der Wind sanft über ihn hinweg, so so bildeten sich kleine Wellen, auf denen das Sonnenlicht wie Sterne funkelte. An grauen Regentagen wiederum vermischten sich die Regentropfen Ring um Ring mit seinem dunklen Wasser.
„So. Jetzt fliege ich aber spielen“, sagte Eschelju zu sich selbst und flog auch schon davon.
Auf der Wiese waren allerlei kriechende und krabbelnde Tierlein unterwegs, und Schmetterlinge in verschiedensten Farben flogen durch die Luft. Eschelju sah sich suchend um. „Da bist du ja, Dienmut!“ freute er sich und flog zu einem Taubenschwänzchen, das gerade Nektar sog.
Seit Dienmut auf der Wiese lebte, war sie Escheljus allerbeste Freundin. Die beiden schaukelten gemeinsam auf Blüten, Blättern und Halmen, und sie spielten Nachfliegen, Wettschwirren, Verstecken und vieles mehr.
Dienmut war eine tolle Fliegerin. Beim Wettschwirren war sie immer die Erste. Trotzdem wurde sie von den anderen Schmetterlingen verspottet. Sie war nämlich etwas pummelig. Eschelju aber bewunderte das Schmetterlingsmädchen.
„Wie flink du doch deine Flügel bewegen kannst“, staunte er immer wieder. Genauso bewundernswert fand er, dass Dienmut beim Saugen aus den Blütenkelchen in der Luft stehen konnte. Sie beherrschte sogar das Rückwärtsfliegen. Das war wirklich sehr beeindruckend!
Ja, das Leben auf der Wiese war recht fröhlich. Dennoch fühlte sich Eschelju manchmal ein wenig einsam.